Das Gebiss der Haustiere und hier besonders die Zähne sind vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Sie dienen als Werkzeug und Waffe. Deshalb können sie auf verschiedenste Weise Schaden nehmen: Bei Arbeit oder Spiel können Teile des Schmelzes von der Krone absplittern, ohne dass die Pulpa (das Zahnmark) eröffnet wird. Ist der Schaden größer, kann auch die Pulpa eröffnet werden. Wird dies nicht sofort erkannt, infiziert sich die Pulpa und kann absterben. Schließlich gibt es auch beim Hund gelegentlich Karies. Bei manchen Tieren zeigen sich auch ohne äußere Gewalteinwirkung nach dem Zahnwechsel Schmelzveränderungen.
Das Ziel ist es, zu Schmerzen führende Läsionen zu reparieren. So kann chronischen Schäden und Entzündungen vorgebeugt werden. Dem Tier erspart die Zahnerhaltung einen langen Leidensweg mit großen Schmerzen und Beschwerden.
Zahnabsplitterungen
Schmelzverletzungen legen das Dentin des Zahnes frei. Durch die Dentinkanälchen steht dann plötzlich die Wurzelhöhle mit der Umgebung in Verbindung. Keime können in die Pulpa eindringen und sie schädigen. Die Pulpitis kann zu einer Entzündung der Wurzelspitze und zu einem Wurzelspitzengranulom führen. Eine Pulpitis ist in der Regel schmerzhaft. Dennoch melden sich die Haustiere nicht und ertragen ihre Beschwerden kommentarlos. Manche ziehen sich etwas zurück.
Bei kleineren Defekte werden die Dentinkanälchen in Narkose mit Hilfe eines sehr fließfähigen Kunststoffes versiegelt. Er nutzt deren Kapillarwirkung. Größere Defekte können durch eine zahnfarbene Füllung versorgt werden. In jedem Fall sollten scharfe Grate geglättet werden, damit mit dem Tier spielende Tiere oder Menschen nicht verletzt werden.
Frische Zahnfrakturen
Wird bei einer Kronenfraktur die Pulpa eröffnet, kommt es zur Verletzung der in der Pulpa verlaufenden Gefäße. Dabei können einige Tropfen Blut austreten, bevor die Gerinnung die Gefäßwunde provisorisch verschließt. Die Pulpa liegt danach ungeschützt frei: es können Keime in großer Zahl eindringen und sie zerstören. Stellen Sie den Hund in solch einem zahnmedizinischen Notfall möglichst umgehend vor: Wenn die Pulpa versorgt werden kann. bevor sie sich entzündet, kann der Zahn am Leben erhalten werden! Die Prognose ist vor allem von der seit der Verletzung verstrichenen Zeit abhängig.
Soll der Zahn vital erhalten werden, wird die Pulpa zunächst soweit gekürzt, dass alles abgestorbene und infizierte Gewebe entfernt wird (Vitalamputation). Nach einer entsprechenden Unterfüllung kann eine zahnfarbene Füllung eingebracht werden. Freigelegte Dentinkanälchen werden versiegelt. Danach kann eine Kappe auf den Zahn aufgebracht werden, die ihm eine abgerundete Kegelform zurückgibt. Scharfe Grate werden geglättet, um Verletzungen bei anderen zu vermeiden.
Ältere Zahnfrakturen
Bleibt eine Zahnfraktur längere Zeit unbehandelt, kommt es zur Infektion und später zum Absterben der Pulpa (Pulpanekrose). Das tote Zahnmark wird dunkel, später schwarz und krümelig. Auch das Dentin kann infiziert werden. Mit der Zeit dringt die Entzündung über die Wurzelspitze auch in den Kiefer ein. Die Folge kann ein Wurzelspitzengranulom (Eiterung an der Wurzelspitze), eine Entzündung des Zahnfaches (Alveolitis) oder gar eine Knochenentzündung des Kiefers (Osteomyelitis) sein. Diese Entwicklung ist mit z.T. starken Schmerzen verbunden. Aus dem Zahn, dem Zahnfach oder einer in der Nähe der Wurzelspitze im Kiefer entstehenden Wunde (Fistel) kann Eiter abfließen.
Solange der Zahnhalteapparat nicht schwer geschädigt ist, sollte der Zahn erhalten werden. Er ist dann zwar abgestorben, kann aber noch lange funktionell bleiben. Dafür werden zunächst Röntgenaufnahmen des Zahnes angefertigt, um ein Wurzelspitzengranulom oder eine Osteomyelitis zur adäquaten Behandlung frühzeitig zu erkennen. Nötigenfalls muss das Wurzelspitzengranulom nach Eröffnung des Knochens saniert werden. Dann kann eine Wurzelkanalbehandlung am Zahn vorgenommen werden. Hierfür wird alles abgestorbene Gewebe entfernt. Die Pulpa wird desinfiziert, gespült und gefeilt. Wird zur Sterilisation einer infizierten Zahnmarkhöhle ein Dentallaser benutzt, verkürzt sich die Behandlungszeit bei deutlich verbessertem Ergebnis erheblich. In vielen Fällen kann dann auch auf eine provisorische, desinfizierende Wurzelfüllung verzichtet, schon in der ersten Sitzung eine endgültige Wurzelfüllung eingelegt und der Zahn endgültig verschlossen werden (endodontische Versorgung). Ist bei einem mehrwurzeligen Zahn eine Wurzel z.B. wegen einer Parodontose nicht mehr sanierungsfähig, kann bei wichtigen Zähnen der andere Teil des Zahnes nach einer Teilung möglicherweise erhalten werden.
Karies
Selten bekommen auch Hunde an den letzten Seitenzähnen Karies. Bei Katzen kommt Karies nicht vor. In der Regel sind die Kauflächen der Molaren im Oberkiefer betroffen, sehr selten auch im Unterkiefer. Wie beim Menschen ist das ausmaß der Zahnschädigung im vollen Umfang erst im Röntgenbild sichtbar: nicht selten dehnt sich der Defekt unter einem kleinen Loch weit im Zahn aus. Leider melden sich Hunde trotz z.T. erheblicher Schmerzen nicht - und nur selten fällt der Blick des Besitzers zufällig so tief in den Fang. Deshalb sind viele kariöse Hundezähne bereits weit fortgeschritten geschädigt.
In frühen Stadien kann das kariös veränderte Dentin ausgebohrt und eine Füllung eingebracht werden. Damit wäre der Zahn gerettet. Ist der Zahn bereits weitgehend zerstört, wird er extrahiert.
Schmelzhypoplasie
Der Zahnschmelz wird durch hoch spezialisierte Zellen während des Zahnwachstums gebildet, solange die Zähne noch im Kieferknochen liegen. Wird deren Stoffwechsel z.B. durch Entzündungen oder Mangelversorgung beeinträchtigt, kommt es zur Bildung zu dünner oder verfärbter Schmelzanteile. Der Schmelz einzelner oder mehrerer Zähne kann dann auch zu weich bleiben und später sehr schnell abgenutzt werden. Zu den Ursachen gehören fieberhafte Erkrankungen im Welpenalter wie Staupe oder andere Infektionskrankheiten aber auch Verletzungen oder Schädigungen der Milchzähne mit anschließender Infektion der darunter im Kiefer liegenden Keime der bleibenden Zähne. Eine häufige Ursache ist z.B. die Fraktur des Milcheckzahnes. Durch die Verletzung treten Keime in die Wurzelhöhle des Milchzahnes ein. Sie gelangen durch die Pulpa in den Knochen und schädigen die Schmelzzellen des bleibenden Fangzahnes.
Fehlt die Schmelzschicht ganz, muss der Zahn zur Erhaltung behandelt werden. Bei dünnen und verfärbten Schmelzanteilen steht im Vordergrund sie gegen frühzeitige Abnutzung zu schützen.
Zentrum für Tierzahnheilkunde
Tierärztliche Kleintierklinik Aachen
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